Die Installation „Situationen ändern sich!“ Ist eine Gemeinschaftsarbeit der beiden Bildenden Künstler Thomas Gerhards und Werner Rückemann. Sie besteht aus der gleichnamigen 34 teiligen Fotoserie, Fotos aus dem Prozess der Umbauphase der ehemaligen Oxford Kaserne in Gievenbeck, einem mit Zahnpasta beschrifteten Teppich und verschiedener Möbelstücke, die sowohl Präsentationsformen, wie Ausdrucksfunktionen übernehmen. Fotos werden hinter Glas auf einem Teppich als auch mit Kleiderbügeln an einem Kleiderständer präsentiert.
Die 34 teiligen Fotoserie „Situationen ändern sich!“ wird als Rückprojektion per Beamer als Diashow präsentiert. Acht Fotos aus der Serie sind auf einer Art Wellpappe gedruckt und werden an der Wand präsentiert. Die Fotos wie auch die Rückprojektion haben eine Größe von 120 x 80 cm.
Die beiden Bildenden Künstler Thomas Gerhards und Werner Rückemann haben ihr Atelier und das umliegende Gelände, einer ehemaligen britischen Kaserne in Münster, künstlerisch erkundet. So haben sie damit begonnen, diese Räume mit der umliegenden Gegend aufzuzeichnen bzw. festzuhalten. Dass es sich hier um eine sehenswürdige Szenerie handelt, ist nicht verwunderlich. Von der Architektur der Hallen, den Gebäuden, den Einrichtungen und Anlagen hat man seit vielen Jahrzehnten in der Öffentlichkeit nichts gesehen.
Thomas Gerhards und Werner Rückemann nähern sich der Situation jeweils aus ihrer eigenen künstlerischen Erfahrung. Sie filmen sich beim Kehren, zeigen Ausschnitte einer knapp 3 monatigen Arbeitszeit, halten Dokumente fest und machen „Entdeckungen“, deren Eigenwilligkeit beeindruckt und Fragen aufwirft.
So arbeiten die beiden zusammen und werden konkret. Sie halten vergleichbare Dinge aus ihrer jeweiligen Position fest, die Blickwinkel, die Absichten sind nicht festgelegt. Durch das zum Teil spielerische Herangehen entstehen Ergebnisse, die sie nicht geplant, aber „mit Freude“ gefunden haben. Die persönliche Sicht festzuhalten, sie zu formulieren und sensibel bis heiter umzusetzen, ist ihnen ein Anliegen.
Die Ausstellung verknüpft unterschiedliche Vorgehensweisen zu Arbeiten, die mehrere Deutungen zulassen, neue Sinnzusammenhänge schaffen oder auch ver kehren können.
„Was immer in dem Käfig gefangen war, jetzt ist es frei!“ Die Arbeit „Das Tier“ ist 2020 im Zusammenhang des 12. Bildhauersymposiums des Vereins Skulpturen Rheinland-Pfalz e.V. entstanden. Der Standort der Skulptur ist in einem Waldstück in Kaiserslautern. Katalogtext von Sabine Michels
67657 Kaiserslautern, Hagelgrund 49°27’58.0“ N 7°48’15.3“ E
Sieben Stapel Papiertaschentücher wurden am 22.11.2015 mit 4711 Echt Kölnisch Wasser getränkt. Durch das Ausgießen der Flüssigkeit haben sich die Stapel mit den Taschentücher verformt.
7 Stapel Papiertaschentücher, 4711 Echt Kölnisch Wasser
Ein umgebauter Racletteofen dient als Wärmequelle. Direkt über der Heizspirale liegt ein Metallblech. Der Racletteofen ist eingeschaltet und das Blech erhitzt. Ich trete zu dieser Konstruktion und beuge mich mit meinem Kopf über die Wärmequelle. Nach einer Weile fange ich an, zu schwitzen. Der Schweiß tropft hart auf das Metall, zerteilt sich in mehreren Schweißperlen. Die Perlen rollen – immer kleiner werdend – über die Platte, bis sie endlich verdampfen. Dieser Vorgang wiederholt sich. Ich bleibe so lange, bis es mir zu anstrengend ist. Ich verlasse den Ort.
Videoinstallation: Video, Monitor, Eisenkonstruktion und Lautsprecher. Dauer: ca. 20 min./Loop
Das Thema Georg Elser beinhaltet historische und moralische Aspekte. Vor allen Dingen sehe ich in dem Denkmal, neben der historischen Komponente, die Aufgabe eine künstlerisch zeitgemäße Aussage gegen Gewalt zu äußern. Das Denkmal und die Kunst wären wirkungslos, wenn es nur bei der historischen Sicht auf Gewalt stehen bliebe und nicht ebenso der Blick nach vorne gerichtet würde. Ein Bombenattentat ist prinzipiell ein zu verurteilender radikaler Eingriff in politische Strukturen. Eine künstlerische Verarbeitung eines solchen Themas bedarf einer sensiblen und wohl reflektierten Haltung. Das Denkmal darf weder Gewalt noch Selbstjustiz verherrlichen. Der Tyrannenmord ist in unserer christlich geprägten Gesellschaft ethisch ein äußerst umstrittener Punkt. Um Georg Elser als Widerstandskämpfer mit einem Denkmal zu würdigen, muss man sein Freiheitsbestreben, seinen Wunsch die Kette der Gewalt zu unterbrechen, seinen Mut zum Handeln und sein politisches Verantwortungsgefühl hervorheben.
Vor diesem Hintergrund schlage ich folgende Skulptur vor. Ich möchte eine Glaswand mit den Ausmaßen von 2,50Meter Höhe und 12Meter Länge bestehend aus 10einzelnen Scheiben errichten. Sie hat eine bräunlich transparente Färbung und tönt alles, was man dahinter sieht, optisch in Brauntöne. Auf dieser Glaswand steht der Name Georg Elser. Der Schriftzug ist farblos und transparent. Dies ist eine einfache aber inhaltlich und ästhetisch klar gefasste Gedenktafel. Mit ihren Ausmaßen trennt sie einen Teil des Straßenraumes vom „Alltagsfluss“. Korrespondierend zu der bräunlichen Glaswand ist der Boden mit rostigen Cortenstahlblechen gepflastert. Sie formen einen Platz und geben der Skulptur eine konzentrierte Aufmerksamkeit in dieser ansonsten unruhigen Umgebung.
Ein an der Wand abgestellter Rucksack ist die eigentliche Irritation der Skulptur. In unserer heutigen Zeit sind verlassene Gepäckstücke besorgniserregend und beinhalten aktuell immer die Möglichkeit des Attentates. Das Wissen um Georg Elser verstärkt assoziativ die Vermutung, dass es sich um eine Bombe handeln könnte. Hierdurch wird der Betrachter zur Reflexion aufgefordert: ist es ein Fundstück, ist es eine Bombe oder ist es Kunst? Diese beängstigende Situation macht klar, dass Gewalt allgegenwärtig ist und freiheitliche und demokratische Strukturen bedroht bzw. gefährdet.
Der Schriftzug und der Rucksack bilden zwei Punkte, die Fläche der Glasscheiben ästhetisch unterteilen, verbinden und eine bildhafte Komposition aufbauen. Wie zwei Kräftepunkte bekommen sie eine inhaltliche Bedeutung und Wirkung.
Proposal for a competition: A Monument for Georg Elser in Berlin, 2010
The theme Georg Elser contains historical and moral aspects. First of all, the monument should express a contemporary artistic statement against violence. Both monument and art would be ineffective if it restricted itself to the historical view of violence without looking forward. In principle, a bomb attack is a condemned radical intervention against political structures. Artistic treatment of such a topic requires a sensitive and well-reflected attitude. The monument should glorify neither violence nor vigilantism. In our society, which is shaped by Christianity, tyrannicide is regarded as ethically extremely controversial. In order to dedicate a monument to the resistance fighter Georg Elser, one must emphasise his efforts on freedom, his desire to break the chain of violence, his courage to act and his sense of political responsibility. With this in mind, I propose the following sculpture. I would like to set up a brown glass wall with the dimensions of 2.50metres height x12metres in length consisting of10 individual panes. Seen through this tinted transparent surface, the background appears in shades of brown. The name “Georg Elser“ is written in colourless and transparent letters into the wall. This is a simple but meaningful gesture and an aesthetically precisely designed memorial plaque. The wall separates a part of the street area from the flow of everyday life. Corresponding to the brownish glass wall, the surrounding pavement is covered with rusty corten steel sheets. They define a distinct place and ground the sculpture in this otherwise troubled environment.
A backpack parked on the wall is the real element of irritation of the sculpture. Nowadays, abandoned pieces of luggage are cause for concern and always include the possibility of assassination. In the context of Georg Elser, the backpack increases the presumption that it could be a bomb. In this spirit, the viewer is invited to reflect: Is it a found object, is it a bomb or is it art? This alarming situation makes clear that violence is omnipresent. It threatens or endangers liberal and democratic structures.
The writing and the backpack mark two points, which aesthetically divide the area of the glass panes, connect and create a pictorial composition. Like two points of power they form meaning and effect.
Copyright 2022 Thomas Gerhards – All Rights Reserved
da lang, 2017
„Da lang“ ist eine Klang-, Raum- und Lichtinstallation mit Fotografie, Sprache, Licht und unterschiedlichen Materialien, die sich überschneiden, verdoppeln und überlagern.
Last Man Out, 2021
Mit diesem Film kuratieren die Bildenen Künstler Thomas Gerhards und Werner Rückemann Wandmalerei, die sie im Keller der ehemaligen Kantine der Oxford Kaserne in Münster / Gievenbeck vorgefunden haben. Die Malerei ist Abschieds-Ritual und Zeugnis der Auflösung der Kaserne.
Trailer zur Ausstellung ver•kehrt, 2021
Thomas Gerhards und Werner Rückemann stellen in der Galerie Art Room in Düsseldord (Gerresheim) aus. Titel der Ausstellung lautet "ver·kehrt". Die Ausstellung thematisiert Abschieds- und Reinigungsrituale und zeigt Umbruchsituationen. Ausgangsort ist die ehemalige Oxford Kaserne in Münster (Gievenbeck).
ver•kehrt, 2021
Die Bildenden Künstler Thomas Gerhards und Werner Rückemann gehen 2020 mit Kamera und Besen durch das Abbruchgelände der Oxford Kaserne in Münster / Gievenbeck.